Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 17. September 1998

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"Datenschutz-Skandal bei der Telekom
Unbefugte über 55 000 Telefonate informiert. ... Die Telefongesellschaft schickte 17 Kunden in Frankfurt/Main je ein Paket mit 1273 Seiten voller Einzelverbindungsnachweise. Aufgeführt sind rund 55 000 angewählte Telefonnummern, Dauer und Kosten der Gespräche. ... Die Nachweise betreffen den Zeitraum vom 28. Mai bis 7. Juli. Die Empfänger hatten die Einzelnachweise weder bestellt, noch hatten sie die dort aufgeführten Telefonate geführt. Daß diese Daten Unbefugten zugesandt wurden, bezeichnet der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Joachim Jacob, als 'einen schweren Verstoß gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen'. Der Datenschutzbeauftragte der Telekom, Thomas Königshofen, bedauerte den Fehler und schloß eine Wiederholung aus. ... Nachdem die Telekom die 'technische Panne' in einem Rechenzentrum bemerkt hatte, so ihr Datenschutzbeauftragte Königshofen, forderte sie 'die Pakete mit den Einzelnachweisen von den 16 Kunden zurück'. Bei ihnen habe man sich entschuldigt und die Daten-Pakete abgeholt. ... Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Manuel Kiper weist darauf hin, daß die 'unrechtmäßige Weitergabe der Daten eine Straftat ist'. Im Telekommunikations-Begleitgesetz steht: 'Wer unbefugt einer anderen Person eine Mitteilung über Tatsachen macht, die dem Fernmeldegeheimnis unterliegen, ... wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.' Unterdessen wies die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation darauf hin, daß Telefonkunden Anspruch auf eine vollständige, kostenlose Auflistung ihrer Telefongespräche haben. Dazu gehöre auch die vollständige und nicht verkürzte Angabe der angerufenen Nummern." MoPo 17.9.98 S. 5

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"Studie: Moderne Technik ermöglicht totale Überwachung
Das Szenario, das die Omega Foundation aus dem britischen Manchester zeichnet, wirkt bedrohlich. Dank moderner Kommunikationstechnologie, gepaart mit Satellitennavigationssystemen, ist die weltweite Überwachung von Einzelpersonen oder Unternehmen möglich. Wovon die Stasi zu DDR-Zeiten nur träumen konnte, ist in der freien Welt erstaunlich schnell Wirklichkeit geworden, heißt es in dem Omega-Bericht, der im Europaparlament in Straßburg intensiv diskutiert wurde. ... Wie sehr moderne Technik den Menschen in einem Überwachungsstaat ersetzt, machen die Autoren der Studie am Beispiel Chinas fest. So wurden die Kameras, die die Studentenproteste am Tiananmen-Platz im Jahr 1989 aufzeichneten, von Siemens Plessey als ein weiterentwickeltes Verkehrskontrollsystem nach China verkauft. Dank der zuverlässig arbeitenden Kameras konnten nach dem Massaker die Verantwortlichen der Proteste verhaftet und gefoltert werden. ... Fast alle Daten, die über Telefon, Fax oder E-Mail versendet werden, sind - laut Omega - nicht sicher vor unerwünschtem Zugriff. Vor allem ein amerikanisches Geheimprojekt mit Namen Echelon mache sich die moderne Informationstechnologie zunutze. Unterstützt von Briten, Kanadiern, Neuseeländern und Australiern, zapfe Echelon Informationen von Regierungen, Organisationen und der Wirtschaft in fast jedem Land ab und werte sie systematisch aus. Big Brother läßt grüßen. Parlamentarier wie die SPD-Abgeordnete Erika Mann stehen dem Bericht allerdings eher skeptisch gegenüber. 'Ich kann nicht sagen, wie zuverlässig die Untersuchung ist.' Allerdings sei klar, daß man etwas gegen die Möglichkeit des flächendeckenden 'Abhörens' unternehmen müsse. Das sicherste in diesem Bereich sei es, die unbegrenzten Möglichkeiten der Verschlüsselung zu nutzen. Dem Europaparlament seien die Hände im Kampf gegen die weltweite Überwachung gebunden." Welt 17.9.98 S. 6

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"SPD: Kein Vertrauensbeweis
Parlament debattiert heute über Verfassungsschutzaffäre. SPD will Mißtrauensantrag gegen Innensenator Schönbohm nicht zustimmen. PDS beantragt Mißbilligung des Innensenators. ... Die SPD fordert auch die Einrichtung einer Kontrollinstanz, die die Glaubwürdigkeit von V-Leuten und der durch sie gewonnenen Informationen kritisch prüft." taz 17.9.98 S. 22

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"Viele Fragen zu Korruption im Amt
Zweiter Anlauf: Köpenicks BVV will Aufklärung zur Auftragsvergabe. ... Die Bezirksverordneten werden sich heute auch mit einem CDU-Abwahlantrag gegen den stellvertretenden Bürgermeister und Jugendstadtrat Ernst Welters (PDS) befassen. Grund ist die von Welters kurz vor Eröffnung der Stasi-Ausstellung im Rathaus angeordnete Schwärzung aller Namen." Tsp 17.9.98 S. 15

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"Diepgen stoppt Senatsvorlage
Neue Debatte um den Status homosexueller Paare. ... Das Papier von Senatorin Ingrid Stahmer (SPD) müsse erst noch beraten werden, sagte Senatssprecher Michael Andreas Butz. In der Vorlage steht, daß homosexuelle Beziehungen als 'eingetragene Partnerschaften' amtlich registriert werden können und damit Rechte und Pflichten umfassen, die denen von Eheleuten entsprechen. ... Stahmer versteht die Aufregung nicht. Das Parlament habe den Senat aufgefordert, eine Bundesratsinitiative zu starten. Der Bundesrat, so Stahmer, habe bereits im Sommer, mit den Stimmen Berlins, entschieden." BerlZtg 17.9.98 S. 29

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"Freiberufler sehen Schweigepflicht gefährdet
Gegen den Vorschlag der Europäischen Kommission, Freiberufler stärker in die Bekämpfung der Geldwäsche einzubeziehen, wehrt sich der Bundesverband der Freien Berufe (BfB). Nach dem Plan der Kommission sollen künftig nicht nur Kredit- und Finanzinstitute Meldepflichten bei Verdacht auf Geldwäsche erfüllen, sondern auch Freiberufler. ... Die Einführung einer Meldepflicht bei Verdacht auf Geldwäsche verstoße zudem gegen die Pflicht zur Verschwiegenheit der Freien Berufe, deren Verletzung strafbar sei. Die Schweigepflicht schütze den Mandanten als Teilnehmer am Rechts- oder Wirtschaftsverkehr und als Verbraucher gegen ein Eindringen des Staates in seine Interessenssphäre und habe Verfassungsrang. Aus diesem Grund könne nur der Betroffene selbst, nicht etwa der Berufsangehörige, über eine Befreiung von der Schweigepflicht entscheiden, meint der Verband. Ein allgemeines staatliches Interesse am Bruch der Verschwiegenheitspflicht sei daher nicht anzuerkennen." FAZ 17.9.98 S. 20

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"Lügendetektor: 'Das Ding ist nicht sicher'
Generalstaatsanwälte und Rechtsanwälte lehnen es ab, 'Angst zu messen', aber ein Strafrichter findet es fair." Tsp 17.9.98 S. 9

"Berliner Juristen lehnen Lügendetektor ab" Tsp 17.9.98 S. 1

Kommentar:
"Keine Wahrheitsmaschine" Tsp 17.9.98 S. 8

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"Funktionär mit Bodenhaftung
Norbert Spinrath ... wurde am Dienstag mit einem sensationellen Ergebnis zum neuen Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei gewählt: 90 Prozent der Delegierten stimmten für ihn. ... Spinrath warnt wie Lutz vor dem Schüren von Kriminalitätsfurcht, ist sich mit ihm aber auch darin einig, daß nach dem Lauschangriff nun auch noch die Videoüberwachung kommen sollte. Er übernimmt die Lutz-Forderung, zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität verdeckte Ermittler in Konzernvorstände zu schicken." Tsp 17.9.98 S. 4

"Neuer GdP-Chef für Videoüberwachung
... Im Kölner 'Express' forderte Spinrath, die Ausnahmeregelungen beim 'Lauschangriff' für Pfarrer, Ärzte, Rechtsanwälte, Abgeordnete und Journalisten zurückzunehmen. Zudem solle die Videoüberwachung nicht nur zur Verhinderung von Straftaten, sondern auch zur Strafverfolgung zugelassen werden." Welt 17.9.98 S. 2

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"Schengen-Staaten: Fingerabdrücke von illegal Eingereisten" Welt 17.9.98 S. 1

Kommentar:
"Europäische Grenzfragen" Welt 17.9.98 S. 4

"Europa dichtet Außengrenzen stärker ab
Schärfere Maßnahmen gegen illegale Einreisen. Die Mitgliedstaaten des Schengener Abkommens wollen ihre Außengrenzen stärker gegen unerwünschte Zuwanderer vor allem aus dem Kosovo und Nordafrika abschotten. Der 'Exekutivausschuß' genannte Ministerrat der Vertagsgemeinschaft beschloß am Mittwoch auf dem Petersberg bei Bonn einen entsprechenden 'Aktionsplan', wie Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU), der die Schengen-Präsidentschaft innehat, mitteilte. ... Die Minister einigten sich außerdem darauf, daß alle Schengen-Staaten in einem einheitlichen Verfahren die Fingerabdrücke der illegalen Zuwanderer speichern. Damit sollen die Identität der Zuwanderer und ihr letztes Aufenthaltsland im Schengen-Raum ermittelt werden. Bisher wurde das Fingerabdrucksystem nur bei Asylbewerbern angewendet; Bonn hatte gefordert, auch illegale Zuwanderer einzubeziehen. ... Künftig sollen die Grenzen 'lückenlos' überwacht, die Häfen stärker gesichert und 'polizeiliche Inlandsmaßnahmen, vor allem auf Hauptverkehrsachsen', eingeführt werden, hieß es in Kanthers Erklärung." BerlZtg 17.9.98 S. 6

"Stärkere Kontrolle der Grenzen
Schengen-Staaten wollen gemeinsam illegale Einwanderung schärfer bekämpfen" Welt 17.9.98 S. 2

"Schärfere Kontrollen au Außengrenzen
Schengen-Staaten stimmen Kanthers Aktionsplan zu. Auch 'unverzügliche und konsequente' Abschiebung illegaler Zuwanderer vorgesehen" SZ 17.9.98 S. 6

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"Heimlicher Besuch
Immer mehr Banken bieten die Kontoführung per Internet an. Bei der Sicherheit haben einige Geldhäuser allerdings nicht den besten Standard." FINANZtest 10/98 S. 23 ff.

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"Tabubruch - aus Gedankenlosigkeit
Der detaillierte Abdruck des Starr-Reports in Deutschlands seriösen Blättern war falsch" Tsp 17.9.98 S. 8

"Die Grenzen des Internets
... die Praktiken im Oval Office wären auf jeden Fall publik geworden, nur weniger schnell, weniger ausführlich, weniger drastisch.Weil in den anderen Medien Filter eingebaut sind, eben doch Barrieren wirken: Geschmack, Konvention, auch Tabus, Sprachhürden, Grenzkontrollen. Geschlossene Gesellschaften fürchten das kaum beherrschbare, das anarchische Internet, jetzt beginnen auch andere, offene Gesellschaften das neue Medium zu fürchten. Es gebe den Schrankenlosen Platz und Raum und Stimme. ... Es wäre richtig, würden die Filter der alten Medien ins neue eingebaut, und würden die alten Medien ihre bewährten Filter aktiviert halten. Was dem so öffentlichen Internet fehlt, sind die Öffentlichkeit der Autorenschaft und die verbindliche Möglichkeit, diese zu prüfen. Es mangelt an der Verpflichtung, daß der Internet-User Verantwortung für die eigene Publikation übernimmt." Tsp 17.9.98 S. 1

Interview:
"'Politisch ist Clinton so gut wie tot'
Die Europäer staunen nur noch über den Umgang der Amerikaner mit der Sexaffäre von US-Präsident Clinton. Alberta Sbragia, Politologin an der Universität in Pittsburgh, über die Ursachen der etwas anderen Wahrnehmung in den Vereinigten Staaten." Frage: "Den Europäern fällt auf, daß ein Bill Clinton in einem sehr privaten Bereich zu Aussagen veranlaßt wurde.Wie kommt es, daß das Sexleben eines Präsidenten nicht geheim bleiben kann?" Antwort: "Das angelsächsische Recht verfährt nach dem Unmittelbarkeitsverfahren. Dies hat in der Rechtsprechung über sexuelle Belästigung dazu geführt, daß Angeschuldigte auch Fragen nach ihrem früheren sexuellen Verhalten beantworten müssen, denn das Gericht will sehen, ob sich im konkreten Fall ein Verhaltensmuster zeigt. ..." taz 17.9.98 S. 11

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